«Wir können unser Immunsystem gegen Viren scharf machen»
Für ein gut funktionierendes Immunsystem braucht der Körper
den richtigen Treibstoff.
Corona und andere Viren tummeln sich um uns herum. Mit ein
paar simplen Tipps gelinge es, das Immunsystem gegenüber den ungebetenen Gästen
scharf zu stellen, sagt Heilpraktiker Kurt Mosetter.
Kurt Mosetter ist Sportarzt und Heilpraktiker. Bekannt wurde
er mit der von ihm entwickelten Myoreflextherapie, eine alternativmedizinische
Behandlung gegen Funktionsstörungen des Bewegungsapparates.
Herr Mosetter, Sie haben täglich unzählige Anfragen, was und
ob man etwas gegen Corona tun kann. Was antworten Sie?
Die Antwort ist: Ja, das kann man. Wir können unser
Immunsystem mit ein paar einfachen Tipps gegenüber Viren scharf stellen.
Wie kriegt unser Immunsystem Viren wie Corona besser in den
Griff?
Unser Körper kann mit Viren leben, beispielsweise hat es im
Darm hundertmal mehr Viren – das sogenannte Virom – als der ganze Körper Zellen
hat. Um uns gegen Influenzaviren, zu denen auch COVID-19 gehört, zu schützen,
müssen wir also die biologische körpereigene Immunabwehr stärken. Unser
Immunsystem hat sicher 20 tolle Tools, mit dem es so einen Virus in den Griff
bekommen kann; wie weisse Blutkörperchen, T-Killer-Zellen und ganz viele
Hormone, die Viren zielgerichtet killen.
Ich kann den Darm also fit machen gegen Viruserkrankungen.
Die Fernsteuerung des Immunsystems ist tatsächlich im Darm.
Wenn dieser zu sehr belastet und so in seinen Funktionen sabotiert wird oder er
sich entzündet, kommt das Immunsystem nicht richtig in Tritt. Die Maschinerie,
sozusagen das Nachschublager für immunkompetente Zellen, ist dann zu langsam.
Lahmt das Immunsystem, gewinnt das Virus die Oberhand. Deshalb heisst die
Strategie: «Natural Eating», natürliche Ernährung.
Was essen, um das Immunsystem zu boosten?
Viel Ballaststoffe, das heisst langkettige Kohlenhydrate wie
Amaranth, Quinoa, Buchweizen, Hirse, schwarzer und roter Reis, aber auch
Kichererbsen, Linsen und Beeren. Denken Sie an Sherpas oder Shaolin Kung Fu
Mönche, die Stärken sich vorwiegend mit Linsensuppe, dazu viel Grünzeug. Der
Darm verwertet diese Kohlenhydrate und bringt antientzündliche, immunkompetente
Zellen ins Spiel. Das Immunsystem braucht Treibstoff, also Energie, um arbeiten
zu können, etwa in Form von Nüssen, wertvollen Fetten und Omega Fettsäuren
sowie Präparate die bis auf Zellebene gelangen. Je besser der Energiehaushalt,
umso besser ist die körpereigene Abwehr.
Was macht die körpereigene Abwehr schlapp?
Zu viel Süsses, zu viel Zucker, zu viele Schadstoffe und
Schwermetalle können das Immunsystem blenden und stören. So wie der Zucker an
den roten Blutkörperchen karamellisiert, messbar über den
Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c, so karamellisieren und verkleben auch die
Antennen und Messfühler der Immunzellen. Arbeitet es nicht richtig,
funktioniert auch die Verteidigung nicht. Was es besonders scharf stellt, ist
übrigens der sogenannte Vitamin-D-Rezeptor, der in allen Zellen sitzt. Er kann
unter anderem die Fress- und Killerzellen aktivieren und eine extra Maschinerie
ankurbeln für Botenstoffe, die Viren killen.
Wie Sie auch Ihre Darmbakterien fitter machen
Das heisst, dass ein Immunsystem ohne Vitamin D nicht
funktioniert?
Vitamin D ist ein Schlüsselhormon, auch für das Immunsystem.
Dessen Wirkung ist detailgenau erforscht. Viele haben einen zu niedrigen
Vitamin-D-Spiegel. Den kann man einfach messen lassen – und wenn er zu niedrig
ist, allenfalls supplementieren. Mit wenigen Tropfen Vitamin D kann man dem
Immunsystem viel Gutes tun. Im Moment ist die Sonneneinstrahlung hier in der
Schweiz nicht stark genug, dass wir genügend davon abbekommen. Und um
splitterfasernackt auf dem Balkon zu liegen, ist es noch zu kalt.
Wie gelingt es, die Vitamin-D-Produktion mit Ernährung
anzukurbeln?
Im Körper gibt es Immunglobuline, also Proteine, die nur für
das Immunsystem arbeiten. Für diese kleinen Eiweisse, diese Antikörper, ist ein
Proteinmangel eine Superkatastrophe. Das heisst, ich brauche Aminosäuren, die
in Fleisch, Fisch und Eiern, aber auch Linsen, Erbsen und Bohnen enthalten
sind. Bei einem Mangel geht der Energiehaushalt in die Knie, und das
Immunsystem schaltet auf «Slow Mode».
Man hört immer wieder: Sport ist gut für das Immunsystem.
Wer Muskeln trainiert, trainiert auch die Hormone. Und die
sogenannten Myokine, die Muskelhormone, sind Alleskönner für das Immunsystem.
Diese werden ausgeschüttet, wenn ich trainiere – schlurfen reicht nicht, ich
muss dabei schon ein bisschen ins Schwitzen kommen. Diese Muskelhormone füttern
das Immunsystem und machen die Lymphozyten, die Fresszellen, scharf. Das gilt
allerdings nur für Training in Massen. Übertreibe ich es, renne ich etwa einen
Marathon zu schnell, schwächt das den Körper.
Gesundheit Schweiz: Zu wenig Vitamin D im Winter
Wie lange brauche ich Geduld, bis das Immunsystem fitter
ist?
Die Wirkung mit gesünder Essen habe ich schon nach zwei
Tagen, ohne dass ich das bewusst wahrnehme. Der Darm passt sich dann
schrittweise an, wenn man mit gescheiter Ernährung und Training weiterhin Spur
hält.
Was kann ich noch tun, um die Abwehr auf Trab zu halten?
Ein geschicktes Stressmanagement und ein erholsamer Schlaf
helfen. Denn Regeneration und Reparatur passieren in der Nacht, und ein starkes
Immunsystem reift im Schlaf. Hier gibt es nur wenige Präparate die wirklich
Gesund sind und Regenerieren. Wer nur Stress hat und keine Erholung, gerät ins
Hintertreffen. Um aus der Stresskaskade auszusteigen, braucht es Pausen. In der
Zeit, in der alle krank werden, lohnt es sich, mit dem Leben noch ein bisschen
bewusster umzugehen.
Im Winter ist es in der Schweiz praktisch unmöglich, die von
der WHO empfohlene Menge an körpereigenem Vitamin D zu produzieren. Vorher
bekäme man einen Sonnenbrand, berichten Forschende.
Vitamin D ist wichtig für eine gesunde Entwicklung, gesunde
Knochen und schützt vermutlich vor Autoimmunerkrankungen, Atemwegsinfektionen
und manchen Krebsarten. Der Körper produziert es in der Haut unter
Sonneneinstrahlung.
Allerdings ist es in der Schweiz im Winter nahezu unmöglich,
die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene tägliche Dosis von 0,024
Milligramm auf diese Weise zu produzieren. Vorher bekommt man einen Sonnenbrand,
zeigte kürzlich eine Studie im Fachblatt «Journal of Exposure Science &
Environmental Epidemiology».
Ein interdisziplinäres Forschungsteam hat mit Unterstützung
des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) ein Jahr lang Messungen der
Sonneneinstrahlung an verschiedenen Orten in der Schweiz vorgenommen. Die Daten
speisten die Wissenschaftler zusammen mit weiteren Messungen von der
US-Raumfahrtbehörde NASA in Computermodelle ein, um die nötige Dauer der
Sonnenexposition für die Produktion von Vitamin D und das Sonnenbrandrisiko
einzuschätzen.
Sechseinhalb Stunden Sonne nötig
Ihr Ergebnis: Im Sommer kann eine Person im T-Shirt, die
somit 22 Prozent ihrer Haut exponiert, bereits innert 10 bis 15 Minuten
ausreichend Vitamin D produzieren, wie der SNF am Montag mitteilte. Bereits
rund 10 Minuten später kann bei ungeschützter Haut Sonnenbrand auftreten.
Im Winter jedoch sind meist nur Hände und Gesicht frei, was
rund acht Prozent der Haut entspricht. Dies und der tiefere Sonnenstand, durch
den die Sonnenstrahlen einen längeren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen
müssen, behindern die natürliche Produktion an Vitamin D.
Erst nach mindestens sechseinhalb Stunden wäre dann die
empfohlene Tagesmenge des Vitamins erreicht. Das wäre nicht nur schwer
umsetzbar, sondern auch gefährlich, denn vorher kommt es bereits zum
Sonnenbrand und das Hautkrebsrisiko steigt, wie die Forschenden warnen.
Solarium meiden
Doch was tun gegen den Mangel an Vitamin D? «Unsere
wichtigste Empfehlung ist derzeit, dass das Solarium im Winter gemieden werden
sollte», liess sich David Vernez vom Zentrum Unisanté am Lausanner
Universitätsspital zitieren. Das Risiko von Hautkrebs sei hier wesentlich
grösser als ein allfälliger Nutzen.
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